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Wie man aus Präsentation und Audiomitschnitt eines gehaltenen Vortrags
ein Vortragsvideo erstellt

Wer gelegentlich Vorträge hält, steht vor der Aufgabe, Audiobotschaft und Folienpräsentation (Slideshow) in geeigneter Form der Nachwelt zu erhalten. Idealerweise packt man beides passend miteinander synchronisiert in ein Video, das man einfach aufrufen kann. Als jemand, der LibreOffice Impress zur Erstellung von Präsentationen verwendet, wurde ich jedoch im Web nicht nach einer passenden Anleitung zur Erstellung solcher Videos fündig. Das aufgefundene Material empfahl sehr oft die Umwandlung der Präsentation in MicrosoftOffice PowerPoint, um die dortigen Konvertierungsfunktionen zu nutzen, oder es ging darum, die Audiobotschaft zu Hause auf die Präsentation "draufzusprechen" - das hilft einem natürlich nicht weiter, wenn man den Vortrag schon gehalten hat und dessen Audiomitschnitt bereits vorliegt.

Zufällig bin ich bei meiner Suche nach passenden Anleitungen im Web auf den Video-Editor KDEnlive gestoßen und konnte dann einen Workflow ableiten, mit dem ich Präsentation und Audiomitschnitte einer von mir gehaltenen Vortragsreihe zu einem theologisch-weltanschaulichen Thema erfolgreich in hochladbare Videos umwandeln konnte. Dieser Workflow wird im folgenden beschrieben.

Voraussetzungen

Zu verarbeitende Medienquellen

Hardware

Installierte Software

unter openSUSE Linux:

Arbeitsschritte

Office-Präsentation im PDF-Format fixieren

Präsentation in LibreOffice laden und als PDF exportieren, dabei auf ungefähr die später benötigte Zeilenzahl skalieren (Achtung: geht nur in ganzen Pixels/inch). Das Ausgeben als PDF ist auch für den Vortrag selbst nützlich, da das PDF nicht versehentlich geändert werden kann, auf allen Ausgabesystemen das gleiche Aussehen hat und praktisch jedes System einen PDF-Viewer hat.

Mit GIMP die Präsentation auf Endgröße skalieren und in einzeln ladbare XCF-Frames splitten

Das gesamte PDF (alle Folien auf einmal!) in GIMP importieren, und zwar als eine Multilayer-Bilddatei (jeder Folie entspricht ein Layer). Jetzt in GIMP mit [Image / Scale] die Skalierung dieser Datei mit all ihren Layers auf das endgültige Format durchführen (z.B. 1440x1080) und als XCF abspeichern. Anschließend speichert man durch [Video / Split Image to Frames] die Layers dieser Multilayer-Bilddatei als individuelle Frames im XCF-Format ab, wobei im Dialogfeld zuvor "Inverse Order" anzuklicken ist (weil andernfalls nicht der oberste, sondern der unterste Layer zum ersten Frame wird) und auf eine hinreichende Stellenzahl ("Digits") für die an den Dateinamen angehängte Nummer zu achten ist. Es empfiehlt sich, die erzeugten Frames in einem gemeinsamen Ordner abzulegen, wie auch die für die Produktion zu verwendenden Audiomitschnitte und Videoclips sowie anderes Quellenmaterial in einer sinnvollen Ordnerstruktur abgelegt werden sollten.

Mit KDEnlive das Video arrangieren und produzieren

Sind die Frames erzeugt und steht auch alles übrige Quellenmaterial für die Produktion zur Verfügung, so ruft man den Video-Editor KDEnlive auf. Für die Arbeit mit KDEnlive sollte zuvor ein eigener Ordner und darin für jedes Videoprojekt ein eigener Unterordner erstellt werden. Das GUI von KDEnlive ist eingängig und weist im oberen Bereich Felder für die Projekt-Clips, die Effekte und den Monitor auf, während der untere Bereich von der Zeitleiste des Projekts mit dessen Video- und Audio-Spuren eingenommen wird. Für das Projekt sollte unter [Projekt / Projekteinstellungen] als Videoprofil "HD 1080p 25 fps" eingestellt werden, wenn keine zwingenden Gründe anderes verlangen.

Mit [Projekt / Clip hinzufügen] fügt man Video- und Audio-Clips sowie statische Präsentations-Frames, die auch direkt im XCF-Format von GIMP übernommen werden können, zum Clip-Vorrat des Projekts hinzu, wobei sie dann im Clip-Feld (Projektbaum-Reiter) auftauchen. Im Clip-Feld gelistete Clips und Frames können direkt per Drag & Drop an die vorgesehene Stelle der Zeitleiste gezogen werden. Für statische Frames wie bei Präsentationen wird standardmäßig eine Dauer von 5 Sekunden festgesetzt, die durch Ziehen am Cliprand in der Zeitleiste oder durch Eingabe einer Zeitdauer für den Frame im Clip-Feld angepaßt werden kann. Beim Audio-Mitschnitt eines Vortrags empfiehlt es sich, ihn so zu plazieren, daß er nicht sofort, sondern erst nach 1 Sekunde startet, da beim späteren Abspielen des fertigen Videos das sofortige Einsetzen der Stimme des Vortragenden sehr abrupt wirkt. Einzubindende Video-Clips, die bereits Audio-Spuren enthalten, werden wie stumme Video-Clips in den Video-Spuren der Zeitleiste plaziert.

Die Hauptarbeit besteht nun in der manuellen Synchronisation von Audiomitschnitt und Präsentationsframes in der Zeitleiste. Hierbei leistet der Projektmonitor wertvolle Dienste, denn in ihm kann jederzeit der Ist-Zustand des Projekts abgespielt werden und so die Synchronisation überprüft werden. Übrigens können alle Clips in der Zeitleiste bei Bedarf aus der Effektliste im Effekt-Feld mit Aus-, Überblend- und sonstigen Effekten ausgestattet werden; ferner können Clips auch gesplittet und anschließend ihre Teile unabhängig voneinander verschoben werden.

Mit Projektfortschritt sollte die Projektdatei (Endung .kdenlive) regelmäßig gesichert werden.

Ist man mit dem Arrangement der Clips und Frames zufrieden, kann das Video produziert werden. Hierzu klickt man auf den Rendern-Button und gibt im sich öffnenden Dialog Dateinamen und Zielordner an; ggf. stellt man noch Parameter wie Video-Qualität (Default: 20, höhere Werte bedeuten schlechtere Qualität!) und Audio-Bitrate (Default: 160 kbps) ein, bevor man auf "in Datei rendern" klickt. Das Rendern nimmt größenordnungsmäßig etwa so viel Zeit wie die spätere Abspieldauer des Videos in Anspruch. Zur Kontrolle sollte man sich das erzeugte Video einmal komplett anschauen.

 Screenshot von KDEnlive  Screenshot von HandBrake
Abbildung: Screenshots der benutzten Anwendungen KDEnlive (links) und HandBrake (rechts)

Mit dem Transcoder HandBrake das Video komprimieren

Die erzeugte Videodatei ist im allgemeinen sehr groß und steht hierin klassischen Filmen gleicher Abspieldauer kaum nach. Zum Hochladen und zur Weitergabe ist die Videodatei zu groß, gerade angesichts der Tatsache, daß dieses Video vor allem aus statischen Frames besteht. Daher ist es unerläßlich, das Video zu komprimieren. Für diese Aufgabe ist der Video-Transcoder HandBrake ein geeignetes Werkzeug.

Die Größe einer Videodatei wird vor allem durch die Auflösung und die Framefrequenz, die gemeinsam die Bitrate bestimmen, beeinflußt. Da ein von einer Präsentation dominiertes Vortragsvideo größtenteils von statischen Frames geprägt wird, besteht ein großes Kompressionspotential bei der Framefrequenz. Nicht gespart werden sollte hingegen bei der Audio-Qualität, da die Audiobotschaft bei einem Vortragsvideo zentral ist, und auch nicht bei der Auflösung, da eine Präsentation oftmals hochauflösende Folien enthält, deren Details sauber wiedergegeben werden müssen, und von daher mit voller HD-Auflösung gearbeitet werden sollte.

Zum Komprimieren startet man HandBrake, klickt auf den Source-Button und wählt das gerade erzeugte Video als Quelle aus. Man wählt Ordner und Namen für die Zieldatei und stellt MPEG-4 (avformat) als Ausgabeformat ein, wodurch die Zieldatei die Endung .m4v erhält (M4V ist ein MP4-Format, die Endung .m4v kann später - außer bei Benutzung von QuickTime - problemlos in .mp4 umbenannt werden).
Nun müssen noch diverse Parameter und Optionen eingestellt werden:

Destination:

Web optimized einschalten

Picture-Reiter:

Auto Crop einschalten

Storage Geometry: sollte bei HD-Auflösung und einem 4:3-Seitenverhältnis der Präsentationsfolien automatisch auf 1440x1080 eingestellt sein.

Anamorphic: Loose
Alignment: 2

Denoise / Detelecine / Decomb: alle Off

Video-Reiter:

Video Encoder: H.264
Framerate: Same as source
Variable Framerate anwählen
Bitrate (kbps) anwählen und auf (niedrige) 120 kbps setzen. Diese Bitrate liefert bei textlastigen Präsentationen mit im Mittel 1 Folie pro 90 Sekunden hochwertige Ergebnisse. Wechseln die Folien häufiger, enthalten sie überwiegend folienfüllende Fotos oder sind Filmeinspielungen enthalten, so muß die Bitrate entsprechend heraufgesetzt werden.
2-Pass-Encoding: unbedingt einschalten! Hierdurch kann die lokale Bitrate optimal an die Gegebenheiten der Quelldatei angepaßt werden.

Use Advanced Options ausschalten

Preset: auf "medium" setzen

Tune: stillimage (optimiert besonders im Hinblick auf statische Frames)
Profile: auto
Level: auto

Audio Defaults-Reiter:

Encoder: AAC Passthru
Bitrate: 160 kbps
Mixdown: Stereo
Samplerate: Same as source
Gain: 0 dB
DRC: Off

Passthru Fallback: AAC (avcodec)

Audio List-Reiter:

Hier sollte nun automatisch eine Zeile "unknown (AAC)(2.0ch)(48 kHz) -> Passthrough" eingetragen sein

Sind alle Optionen und Parameter eingestellt, kann durch Klicken auf den Start-Button der Transcoding-Prozeß ausgelöst werden, für den wiederum eine der Abspieldauer des Videos vergleichbare Zeit veranschlagt werden muß. Nach dem Transcoding sollte man die Dateigrößen von Quell- und Zieldatei miteinander vergleichen (bei einer Standard-Präsentation mit 1 Folie pro 90 Sekunden darf eine Kompression von bis zu 70% erwartet werden) und sich das transkodierte Video zur Kontrolle einmal komplett anschauen.

Schließlich benennt man die transkodierte Videodatei auf die Endung .mp4 um. Nun ist das Vortragsvideo fertig und kann mit anderen geteilt oder auf Video-Plattformen wie YouTube und Vimeo hochgeladen werden.

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